Getestet wurden jeweils 3 PDF-Dokumente von 10 klassischen Repositorien (Grüner Weg des Open Access) und 3 Universitätsverlagen (Goldener Weg des Open Access). Die Auswahl der Dokumentenserver erfolgte über die Liste der Repositorien der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e.V. (DINI); nahezu alle Angebote sind DINI-zertifiziert. Von jedem Angebot wurden nach Möglichkeit eine Monografie sowie ein Aufsatz aus einem Sammelband und einer Zeitschrift geprüft, ermittelt durch Zufallsrecherche in Erscheinungen der Jahre 2010 und 2011, seltener im Zeitraum zuvor. Das ausgewählte Dokument musste mindestens eine Struktur mittels Vergabe von Lesezeichen aufweisen.
Als Testwerkzeug wurde der kostenfreie PDF-Accessibility-Checker (PAC 1.3) verwendet. Dieser wird vom W3C für die Prüfung von PDF-Dokumenten nach WCAG 2.0 empfohlen.
Von den 18 Prüfschritten des PAC wurden zunächst 7 Kriterien für einen Basistest ermittelt und auf die 39 Test-Dokumente angewandt. Auf diese Weise sollte das Vorhandensein von Kernanforderungen an barrierefreie PDF festgestellt werden.
Der Basis-Test erfasst folgende Kriterien
- Es handelt es sich um eine durchsuchbare Textdatei, nicht um ein eingescanntes Bild
- Dokumenttitel vorhanden
- Eine Dokumentsprache ist festgelegt
- Screen-Reader werden durch Sicherheitseinstellungen nicht beeinträchtigt
- Dokument als getaggt markiert
- Dokumentstruktur durch Tags gekennzeichnet (tagged PDF)
- Lesezeichen vorhanden
Das erfolgreiche Bestehen des Basistests garantiert noch keine Barrierefreiheit.
Testverfahren in drei Stufen
- Automatische Prüfung mit dem PDF-Accessibility-Checker (PAC)
- Manuelle Prüfung, intellektuell durch einen Nutzer mit Sehbehinderung
- Einsatz einer Vorlesesoftware (Screenreader JAWS)
Testergebnisse
- Von 39 Dokumenten erfüllen 38 die sieben Basiskriterien in ihrer Gesamtheit nicht, sie sind daher nicht barrierefrei. Nur ein Dokument erfüllt diese, hier wurde der erweiterte Test mit allen 18 Kriterien des PAC angewandt. Im Ergebnis war auch dieses Dokument als nicht barrierefrei zu bewerten.
- Die Kriterien 1 und 4 wurden bei allen Dokumenten erfüllt.
Sie bilden die Mindestanforderungen für die Nutzung des PDF als Volltext durch sehende und blinde Nutzer überhaupt. - Die Tatsache, dass Lesezeichen in einem PDF-Dokument enthalten sind, gibt noch keine Auskunft darüber, ob das Dokument getaggt ist (diese Einstellung ist für das Erkennen der Dokumentstruktur durch den Screenreader notwendig).
- Ein weiterer Irrtum ist die Annahme, dass ein Dokument in diesem Punkte barrierefrei ist, wenn Tags vorhanden sind. Diese müssen jedoch semantisch und syntaktisch korrekt sein, um das Rückgrat eines barrierefreien PDF zu bilden.
Fazit
- Die Nutzung des Standards PDF/A-1A allein garantiert noch keine Barrierefreiheit, er setzt diese nicht automatisch „per Knopfdruck“ um.
- Die Testergebnisse spiegeln deutlich den allgemein vorhandenen Eindruck, dass barrierefreie PDF-Dokumente eher die Ausnahme sind.
- Allerdings sind Basiskriterien der Barrierefreiheit vergleichsweise häufig erfüllt, wenngleich nicht konsequent in allen Punkten. Hieraus lassen sich Überlegungen zu Kern- oder Mindestanforderungen ableiten, die etwa auch von Autoren ohne größeren Mehraufwand geleistet werden können.
Quellen und Empfehlungen
- PDF-Accessibility-Checker (PAC 1.3), ein Angebot der Stiftung ‚Zugang für Alle‘
- BITV-Prüfschritt 11.1.1 – Angemessene Formate
- Jan Eric Hellbusch/Kerstin Probiesch, Barrierefreiheit verstehen und umsetzen. Webstandards für ein zugängliches und nutzbares Internet, Heidelberg 2011.
- TIPP: axesPDF – Blog vom Robert Bianchetti, Markus Erle und Samuel Hofer, mit vielen praktischen Tipps
- The PDF/A-Competence Center (PDF Association)