Open Access-Zeitschriften dienen der weitest möglichen Verbreitung originärer wissenschaftlicher Publikationen – und zwar so, dass sie „kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte[n], … ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind.“ (Budapest Open Access Initiative, Auszug auf der OA-Website)
Im Publikationsprozess erscheinen Bibliotheken häufig als Dienstleister, die Workflows und Softwaretools zur Produktion und Präsentation elektronischer Zeitschriften für die Wissenschaft bereitstellen. Mit ihren spezifischen Angeboten und Beratungsleistungen können sie entscheidend auf verwendete Standards und Formate und deren barrierefreie Umsetzung Einfluss nehmen.
Aus der Perspektive umfassender und hier explizit technischer Barrierefreiheit unterscheiden sich beim Goldenen Weg des Open Access zwei (oder auch drei) große Gruppen – abgeleitet aus den Ausgabeformaten, denen wiederum unterschiedliche Workflows zur Herstellung der Zeitschrift zugrunde liegen.
- Die eine Gruppe veröffentlicht ausschließlich in PDF (gefühlt immer noch die größere Gruppe). Diese Dokumente sind bis auf Ausnahmen in keiner Weise barrierefrei, in der Regel erfüllen sie nicht einmal die Basiskriterien, siehe Anforderungen an PDF in Repositorien.
- Die andere publiziert in HTML, meist zuzüglich weiterer Dokumentformate.
Potentiell verfügen Dokumente in HTML über ein hohes Maß an Barrierefreiheit, siehe Anforderungen an barrierefreie Webseiten. - Als dritte Alternative bietet sich EPUB an (derzeit wird dieses Format meist ergänzend zu anderen angeboten). Insbesondere EPUB 3 als DAS potentiell barrierefreie Format verfügt darüber hinaus über innovative Möglichkeiten zur Online-Publikation, siehe Anforderungen an Elektronische Bücher.
Das Konzept des ‚Gestaltens für Alle‘ wird aus heutiger Sicht durch die zweite Gruppe optimal umgesetzt: Von ihr profitieren nicht nur Nutzer mit Einschränkungen der Lesefähigkeit. Auch für wissenschaftliche Zwecke gestalten sich Volltextrecherchen auf Webseiten deutlich effizienter als in PDF Dokumenten, ganz zu schweigen von der Perspektive eines Semantic Web.
Als tragfähiges Modell für den Herstellungsprozess einer solchen, im Sinne des Open Access umfassend barrierefreien Zeitschrift kann exemplarisch der aus der Verlagswelt stammende „XML first“-Workflow herangezogen werden:
Aus dem Autorentext wird eine Basis-Datei in XML oder XML-basierten Formaten erstellt; diese sollten die Anforderungen ‚valide‘ und ‚wohlgeformt‘ erfüllen.
Aus der XML-Datei können unterschiedliche Ausgabeformate erzeugt werden: Neben HTML, PDF, EPUB/DAISY oder den Printausgaben lassen sich hieraus ebenso Medien in Braille, mit Synthetischer Stimme oder als DAISY-Hörbuch herstellen. Nicht zuletzt bietet dieser Workflow entsprechende Formate für die Langzeitarchivierung.
Elektronische Zeitschriften, die auf diesem Verfahren beruhen, finden sich demnächst unter Referenzen.